
Sterben muss jeder. Auch die, die das Leben mit viel Glitzer und enorm hohen Highheels zelebrieren.
Victoria Bellatrice Violet ist eine Drag Queen, die schneller ein Bier leert, als ein langhaariger, in Matsch suhlender Wacken-Kandidat.
Einst stöckelte sie durch die Freiburger Gassen. Nun lässt Sie den Bodensee zum Whirlpool mutieren, bei dem Champus natürlich nicht fehlen darf.
Die "perfekte" Beerdigung sollte für sie mehr an eine Fashion Show von Donatella Versace erinnern als an eine Trauergemeinde wie sie im Buche steht.
„Die letzten Minuten vor dem Tod sollen einfach grandios sein.
Eine Party, bei Freunden im Club oder am Besten doch gleich auf der Theke. Das letzte Glas Sekt und die letze Zigarette ganz elegant im Liegen.
Oder vielleicht doch mitten auf der Tanzfläche?“
Sie weiß es selber nicht.
Sie könnte sich genauso gut vorstellen im Flugzeug den perfekten Abgang anzutreten, mit einem traumhaften Flugbegleiter der First Class an ihrer Seite, der den Fächer wie eine Flamenco Tänzerin schwingt, damit das fabelhaften Make-up nicht verläuft.
Wer will schon eine verschmierte Drag Queen Leiche?
Sterben ist für sie jedoch mehr als im Sarg zu landen und runterhängende Mundwinkel auf einer schmucklosen Trauerfeier -
„…nachdem sich dann alle auf’s Allerletzte verausgabt haben und ihre Trauerkarten geschrieben, ihr Mitleid ausgedrückt und schluchzend im stillen Kämmerlein geheult haben ist Schluss mit dem Trübsal blasen!“
Wo das ganze sich abspielen soll ist Nebensache!
Es soll vielmehr an Party erinnern als an eine Beerdigung.
“Die Schminke drauf, die Pumps angeschnallt, eine Flasche Wein gestürzt und ab geht die Fahrt Richtung Transen-Hölle.“
Doch wer darf bei dieser pompösen letzten (Trauer -) Feier nicht fehlen?

Es wird natürlich jeder eingeladen -
ob Freunde, flüchtige Bekannte oder Familie.
Bei Victoria Bellatrice Violet soll das ganze „Partyvolk“ anwesend sein und damit nicht genug, auch ein Promigast soll erscheinen; „Wer wäre da nicht besser geeignet als irgendein X-Y-Z-Promi aus den Klatschblättern, die unser tägliches Leben beherrschen?“
Den Personen, denen diese Drag Queen schon zu Lebzeiten ihre hohen Hacken in die Visage rammen wollte, sollten lieber wegbleiben! - „Ihr wisst ja: auch aus der Transenhölle werde ich euch noch fisten!
Schwarze Tracht ist auch für Vicky’s modebewusstes Verständnis fehl am Platz. Ein Appell an die Gäste könnte in der Traueranzeige dann etwa so lauten:„Holt den geilsten Fummel aus dem Schrank. Glamour pur und Luxus im Überfluss ist angesagt!“
Wieso auch nicht?!
„Durch die absolut durchgestylte “Trauer”-Gemeinschaft ist genug Tüll und Glitzer unterwegs“, so dass Vicky auf Deko gerne verzichtet.
Den Leichenschmaus sieht Vicky auch nicht als eine Notwendigkeit an. „Lieber eine LKW-Ladung Champus und Bier für die Lieben “Hinterbliebenen”. Es soll sich ja schließlich amüsiert werden.“
Und wahrlich, mit vollen Magen lässt es sich nicht gut twerken.
Ihren Körper Würmern zu überlassen, findet Sie dann aber doch ihrer nicht würdig:
„So eine Ganzkörper-Beerdigung ist nichts für mich! Meine Asche sollte irgendwo in einer schlichten aber atemberaubenden Vase in irgendeinem Club in der Abstellkammer stehen“.
Ihr Hauch von nichts soll also da verweilen, wo sie nächtelang gefeiert, das ein oder andere Glas Sekt zuviel getrunken und nicht vor Sonnenaufgang den Heimweg angetreten hat.
Doch ganz ohne Schnickschnack soll das Grab nun auch nicht sein.
Trocken sagt sie: „Ich würde meine drei größten Laster mitnehmen!
Zuerst natürlich eine Schachtel Kippen.
Eine Flasche Prickelwasser darf natürlich nicht fehlen.
Wer weiß denn schon wie lange der Weg ist?
Und last but not least Taxigeld - was wären wir Transen nur ohne diese unglaublich grandiose Erfindung des Taxis?“

So. Das war es dann also. Glamour trifft Erde.
Wer sich auf dieser (Trauer) Feier nicht amüsiert, ist selbst schuld, ist viel zu spießig, hat Angst das Mutti einen zur Adoption frei gibt, das man für völlig irre gehalten wird und hat im Grunde nicht verstanden auf was es Vicky ankommt.
Es geht nicht nur um den heißesten Fummel, die höchsten Stilettos oder das Maximum an Promille.
Zwischen den Zeilen liest sich eines besonders heraus:
TANZT. Auch auf meiner Beerdigung.
Den Tod kann man nicht aufhalten, warum dann nicht mit ihm tanzen?
Für einen kleinen Moment vergessen, dass sie nun nicht mehr auf der Tanzfläche sein wird.
Doch eine Geste vergisst man mit Sicherheit nicht,
…einem imaginären Glas entgegen zu prosten.
Auf Dich.
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